5 Content Tricks, die du vom Fernsehen lernen kannst

Das Fernsehen war über die letzten Jahrzehnte das größte Massenmedium. Online-Plattformen wie YouTube, Podcasts, TikTok und Co. machen ihm den Rang zuletzt aber streitig. Das Fernsehen kann einiges von Online-Medien lernen, aber genauso können wir als Contentmacher auch vieles vom Wissensschatz des TV lernen. Welche Tricks du auch für deinen Content anwenden kannst, erfährst du hier.

Filme, Clips und Videos gibt es nicht er seit ein paar Jahren, sondern bereits seit über 100 Jahren. Das Fernsehen hat das Bewegtbild so stark geprägt, wie bisher keine andere Plattform. Daher geben wir dir heute fünf Techniken, die du dir vom TV abschauen und in deinen YouTube-Videos, Reels, TikToks oder auch Podcasts anwenden kannst. Starten wir direkt mit der ersten Technik - dem Teaser.

 

1) Bessere Videos und Podcasts durch Teaser

Ein Teaser ist nichts anderes als ein kurzer Ausblick mit den Highlights, die das Publikum gleich erwarten. Im TV wird dir so in den ersten 45 Sekunden gezeigt, was du in der nächsten halben bis ganzen Stunde in der Sendung erwarten kannst. Wie könnte das nun bei deinem Online-Content aussehen? Bei einem Podcast nutzt du idealerweise die ersten 15-30 Sekunden dafür, kurz und knackig zu zeigen, worum es in der Folge gehen wird.
Das kann eine einfache Einführung sein: "Willkommen zu einer neuen Folge 'Podcast XY'! Wie immer greifen wir das heißeste Thema der Woche auf. Das ist heute: Skandal XYZ. Seid gespannt!"
Oder auch eine offene Frage, die noch nicht beantwortet wird, um die Spannung zu steigern: "Hast du dich auch schon immer mal gefragt, wie du von zu Hause aus Geld verdienen kannst? Wir haben heute 3 Möglichkeiten, wie du in nur einer Woche bis zu 1000 € nebenher einnehmen kannst. Also bleib dran!"
Einige Podcasts - vor allem "Laber-Podcasts" ohne feste Folgenthemen - nutzen auch gerne mal zwei bis drei Highlights aus der Folge, die sie vorab abspielen. Einen Witz oder ein lustiges Zitat, das im Laufe der Folge kommen wird. So freuen sich die Zuhörenden schon darauf und sind gespannt, wie es zu diesem Spruch kommen konnte. Bei YouTube-Videos gilt das Gleiche. Etwa 15-30 Sekunden für ein knackiges Intro.

Bei kürzeren Inhalten wie etwa TikTok, Insta Reels oder Facebook Reels ist diese Zeitspanne wesentlich kürzer. In den ersten 2-5 Sekunden sollte klar sein, was das Publikum aufregendes erwartet. Daher starte mit einer starken Hook, also einem starken Aufhänger in dein Kurzvideo. Egal ob offene Frage, visueller Schocker oder thematisch fesselnde Aussage - bei Hochkantvideos muss der Teaser sehr kurz gehalten sein, sonst sind deine Zuschauer eventuell schon weg.

 

2) Formate bauen für deinen Content

Lerne, in Formaten zu denken. Als Format versteht man ein wiederkehrendes Konzept, das immer eine ähnliche Form beibehält. Am meisten Sinn macht es, wenn du ein erfolgreiches Video oder eine erfolgreiche Podcastfolge von dir als Referenz verwendest und anschließend daraus ein Format baust. Beispielsweise kann es sein, dass du bisher immer einen Solo-Podcast hattest, aber einmal einen Gast einlädst. Ist die Folge besonders erfolgreich? Mach daraus ein wiederkehrendes Format und lade dir regelmäßig immer wieder einen Gast für ein Interview ein. Machst du Kochvideos und ein Video, bei dem du nur fünf Zutaten verwendest, geht durch die Decke? Entwickle ein Format und filme dich nun öfter dabei, wie du Rezepte mit nur fünf Zutaten zauberst. Bist du Ratgeber für Finanzplanung und ein Video zum Anlegen im hohen Alter läuft besonders gut? Ein Format könnte sein, dass du dir nun jede Woche einen neuen Tipp speziell für ältere Anleger und Anlegerinnen überlegst. Oder du machst ein Format zu speziellen Altersgruppen: Anlegen als Teenager, Anlegen für Studierende, Anlegen für Berufstätige und so weiter. 

Du siehst, ein Format zu entwickeln, ist keine Raketenwissenschaft. Es geht hauptsächlich darum, Muster zu erkennen und daraus möglichst viel Profit zu schlagen. Ein Video oder ein Podcast, der besonders gut funktioniert, gibt dir die Richtung vor. Daran änderst du nur einen Parameter immer wieder ab und machst daraus stetig neuen Content. Das hat das Fernsehen über die letzten Jahrzehnte auch bereits so gemacht. Innerhalb der Sendung Galileo gab es einen Beitrag, bei dem ein Journalist über eins der größten Schnitzel berichtet hat, das in einem Restaurant in Deutschland serviert wird. So viele Menschen fanden diesen Beitrag spannend, dass sich die Produktion kurzerhand entschlossen hat, daraus ein Format zu machen. Nun kamen regelmäßig Beiträge mit "Jumbo" Schreiner, der immer neue Restaurants besucht hat, die riesige Portionen bekannter Gerichte servieren. Ein neues Format war geboren.

Ein Privatsender ist irgendwann auf die Idee gekommen, einen Haufen C-Promis zusammenzustecken und ihnen regelmäßig Aufgaben zu stellen, die sie an ihre Grenzen bringen. Das Resultat? In den letzten 10 Jahren sind Realityformate für "Trash-Promis" nur so aus dem Boden geschossen. Ob das hochwertige Unterhaltung ist, sei mal dahingestellt. Der Erfolg gibt den Sendern aber ohne Zweifel recht. Daher nutze auch deine erfolgreichsten Inhalte und überlege, welche du zu Formaten aufbauen kannst.

 

3) Lasse aus - nutze Elliptisches Erzählen

Hinter dem kryptischen Begriff "elliptisches Erzählen" verbirgt sich nichts anders als die Auslassung. Eins der besten Stilmittel, um das Publikum mitzunehmen, ist das Weglassen von Informationen. So sind die Zuschauerinnen und Zuschauer nämlich gezwungen, sich das Weggelassene im Kopf selbst zu ergänzen und das aktiviert sie und reißt sie mit. Im Fernsehen wird das bereits seit jeher genutzt, wann immer spannende Geschichten erzählt werden. Egal ob in einem redaktionellen Beitrag oder bei einem Spielfilm. Als Beispiel, welches Intro findest du spannender:

1) "Tristan ist ein Vorzeigeschüler. Gute Noten, beliebt bei den Lehrern, kommt mit allen anderen Kindern gut klar. Freddy allerdings... Blicken wir ein paar Wochen zurück."

2) "Tristan ist ein guter und braver Schüler. Freddy schreibt schlechte Noten und wurde nun für Streiche an Lehrern bestraft."

Im zweiten Beispiel ist vermutlich schon alles erzählt. Der eine Schüler schreibt gute Noten, der andere schlechte. Scheinbar hat er auch Streiche gespielt. Fertig. Im ersten Beispiel allerdings wird die Vorstellungskraft aktiviert. Während der Schüler Tristan wohl sehr gut und vorbildlich in der Schule ist, wissen wir noch nicht viel über Freddy. Wir fragen uns, was er wohl gemacht hat. Hat er nur schlechte Noten geschrieben? Oder etwas ausgeheckt? Hat er Streit mit Schülerinnen und Schülern angefangen? Was sind seine Beweggründe? Wir wollen mehr erfahren. 

Mache dir das auch bei deinen Online-Inhalten zunutze. 

 

4) Erzähle gute Geschichten - nutze Storytelling

Jeder gute Film, jede gute Serie, ja sogar jede gute Spielshow erzählt eine Geschichte. Von Star Wars, über Gute Zeiten, Schlechte Zeiten, bis hin zu Schlag den Raab - alle erzählen eine Geschichte. Falls du dich fragst, wie du eine gute Geschichte erzählst, kannst du dich an unserer 4-Schritte-Storytellingformel orientieren. Die vier Schritte lauten kurz und knapp:

1) Ein Protagonist - Wer ist der Held oder die Heldin der Geschichte? Was zeichnet ihn oder sie aus? Wer ist die Identifikationsfigur?

2) Ein klares Ziel - Welches Ziel strebt unser Protagonist an? Möchte er einen Bösewicht besiegen? Ein Land befreien? Eine Goldmedaille gewinnen? Erkläre den Antrieb, der hinter der Handlung steckt.

3) Hindernisse - Welche Herausforderungen muss der Protagonist überwinden? Niemand interessiert sich für eine Geschichte ohne Spannungen. "Prinz liebt Prinzessin. Prinzessin liebt Prinz. Sie treffen sich, heiraten und leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage." Niemals würde so eine Geschichte Erfolg haben, denn es fehlen die Hürden und Hindernisse.

4) Zielerreichung/Scheitern - Wird das Ziel am Ende erreicht? Für eine gute Geschichte muss das Ziel nicht zwangsweise erreicht werden. Meistens gehen wir bei einem Happy Ende zwar mit einem besseren Gefühl aus der Geschichte, aber das heißt nicht, dass es immer so enden muss. Wenn ein Ziel nicht erreicht wird, wir scheitern und fallen, lernen wir und das Publikum manchmal sogar mehr, als wenn immer alles glückt. 

Bei Filmen oder Serien - schön und gut, da kommen Geschichten vor. Aber bei dem Beispiel von oben, der Spielshow Schlag den Raab doch nicht, oder? Sehen wir doch mal nach. Zu Beginn wird uns eine Teilnehmerin oder ein Teilnehmer vorgestellt. Dabei erfahren wir nicht nur Name und Alter, sondern für jeden potenziellen Kandidaten gibt es einen eigenen Einspieler. Denn wir sollen unseren Protagonisten ja gut kennen und uns mit ihm oder ihr identifizieren können. Das Ziel ist klar: Raab schlagen und das Geld gewinnen. Die Hindernisse sind die Spiele, die die Teilnehmenden zu gewinnen haben, um am Ende siegreich nach Hause gehen zu können. Ob das gelingt und ob der Abend mit einem Gewinn oder einer Niederlage endet, das macht den Reiz der Show aus. 

Storytelling kannst und solltest du auch bei deinen Inhalten nutzen. Sei es für die Podcastfolge, den YouTube Clip oder das neue TikTok. Du machst einen TikTok Clip über einen Excel-Hack? Sei selbst der Protagonist, der effizienter in Excel arbeiten wollte, um weniger Zeit auf der Arbeit zu verschwenden. Du hast recherchiert und getestet, hast dabei den Trick erfahren, den du jetzt teilst und hast am Ende Zeit gespart. Alle vier Schritte angewandt. Du kannst auch dein Publikum zum Protagonisten machen. "Hast du dich schon immer gefragt, ob das Übertragen von Tabellen bei Excel nicht auch schneller gehen kann? Heute zeige ich es dir. Nutze Trick XYZ, teste ein bisschen und du wirst bald sehen, dass du viel Zeit sparen kannst!" Alle vier Schritte angewandt. 

Möchtest du ein Kochvideo auf YouTube veröffentlichen? Auch hier kannst du wieder selbst der Protagonist sein, der durch viel Ausprobieren, Rezepte suchen und Testkochen zum perfekten Nudelgericht gekommen ist. Oder du machst wieder deine Zuschauerinnen und Zuschauer zum Protagonisten und hilfst ihnen auf ihrer Reise, ihre Freunde und Familie zu beeindrucken mit einem neuen Rezept, dass sie sich mit deiner Hilfe beigebracht haben. Wie du Storytelling-Techniken anwendest, ist ganz dir überlassen. Wichtig ist nur, dass du dein Publikum auf eine Geschichte mitnimmst.

 

5) Cliffhanger

Lass dein Publikum hängen. Natürlich nur im übertragenen Sinne - mit einem Cliffhanger. Den Begriff hast du vermutlich schon mal gehört. Am Ende eines Films, einer Serie oder eines Buches wird oft ein Cliffhanger eingebaut. Also ein Ausblick auf das, was im nächsten Teil kommen wird und was Lust darauf macht, auch den nächsten Teil der Serie anzusehen. Beim Cliffhanger kommen zwei der bereits oben genannten Techniken zum Einsatz: der Teaser und das elliptische Erzählen. Einerseits zeigst du bei einem Cliffhanger einen Ausblick auf das, was kommt. Andererseits lässt du weg, was genau passieren wird. Im Fernsehen kann ein Cliffhanger sein, dass die Serienfolge gerade dann endet, wenn der große Endkampf zwischen Held und Bösewicht sich dem Höhepunkt neigt. Kommt hier der Schnitt und die Folge endet, kannst du dir sicher sein, dass das Publikum wissen will, wie es ausgeht. Wenn bei einer Datingshow gerade dann zur Werbung geschaltet wird, wenn die Kandidatin sich entscheiden muss, ob sie Kandidat A oder Kandidat B auswählt - dann ist es ein effektiver Cliffhanger. 

Wie kannst du das wiederum nun selbst einsetzen? Einerseits indem du anteaserst, was im nächsten Video zu sehen oder im nächsten Podcast zu hören sein wird. Wenn du bereits einen guten Contentplan hast und weißt, was du als Nächstes veröffentlichst, kannst du einen Cliffhanger am Ende des vorangegangen Inhalts platzieren und machst dein Publikum damit direkt heiß für deinen nächsten Clip oder deine nächste Folge. Du könntest auch das Endresultat deines Videos auslassen und sagen, dass die Auflösung erst im nächsten Video kommt. Das ist natürlich ein sehr großer Anreiz auch das kommende Video anzuklicken, kann aber auch negativ von deiner Community aufgenommen werden. Wenn du den Cliffhanger überstrapazierst, kann das auch zu Verärgerung beim Publikum führen. Daher empfehlen wir eher, dass jeder Inhalt in sich geschlossen sein sollte. Wenn du allerdings am Ende noch ein neues Thema aufmachst und für das nächste Video oder den nächsten Podcast ankündigst, ist das eine faire Balance und steigert die Freude aufs nächste Mal.

 

Fest steht: Auch als Online Creator können wir noch viel vom Fernsehen lernen. Nicht umsonst hat es die letzten fast 100 Jahre Menschen weltweit in seinen Bann gezogen und unterhalten. Unser "Geschichten, die verkaufen"-Dozent Uwe kann davon ein Lied singen. Uwe war 15 Jahre lang erfolgreicher TV-Produzent und konnte in dieser Zeit den Grimme Preis und auch den Deutschen Fernsehpreis gewinnen. Was Uwe neben diesen Tipps noch über den Unterschied zwischen Fernsehen und Online-Medien sagen kann und für was die Produktion mehr Spaß macht? Das erfährst du im Interviewvideo, das wir dir hier unten angefügt haben. 


Na, kleinen Cliffhanger erkannt? ;)


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